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Biographie

Die Verleihung der Goethe-Medaille an Theodor Litt15 min read

Karen Gaukel
Die Verleihung der Goethe-Medaille an Theodor Litt

Im vergangenen Jahr beging die Universität Leipzig ihr 600-jähriges Gründungsjubiläum. Neben anderen bedeutenden Universitätsangehörigen wurde auch Theodor Litt in zahlreichen Publikationen zum Jubiläum gewürdigt: seine wissenschaftlichen Leistungen, seine Unbeugsamkeit gegenüber zwei Diktaturen, aber vor allem sein Rektorat 1931/32, während dem er den Nationalsozialisten die Stirn bot. Diese Würdigungen wollte die Autorin hier nicht wiederholen, sondern über Theodor Litt und die Feier zum Gründungsdatum der Universität Leipzig während seines Rektoratsjahres berichten.

Aber Litt selbst „vereitelte” diesen Plan. Am 24. Juli 1929 beschloss der akademische Senat der Universität Leipzig die Abschaffung der Gründungsfeier, da der „mäßige Besuch” zur Schlussfolgerung führte „daß ein Bedürfnis hierfür nicht mehr bestehe”. Der Initiator für diesen Beschluss war Theodor Litt.’ Auch in den folgenden Jahren wurde von einer Gründungsfeier abgesehen.

Was tun? Also nochmals den Rektoratsbericht von Litt lesen, fündig werden und ein neues Thema für diesen Beitrag formulieren: „Die Verleihung der Goethe-Medaille an Theodor Litt”.

In seinem Jahresbericht als abtretender Rektor trug Litt unter anderem Folgendes vor:

„ …Auch in diesem Jahre hat die Universität, altem Brauche getreu, ihr werktägliches Leben durch eine Reihe von festlichen Akten unterbrochen und geweiht. Sie gestatten mir, von denjenigen zu schweigen, die schon zur festen Gewohnheit geworden sind. In außergewöhnlicher Weise gehoben wurde dieses Jahr durch die festlichen Stunden der Erinnerung, zu denen die 100. Wiederkehr des Todestages unseres ruhmreichsten Studierenden Johann Wolfgang Goethe den Anlaß gab. In schönstem Zusammenwirken mit der Stadt und unter Anschluß des Reichsgerichts wurde am 20. März morgens im Neuen Theater dem großen Menschen und Deutschen Goethe gehuldigt. Die Festrede hielt Professor Korff. Gesänge des Pauliner-Chors umrahmten die Feier. Die von Hermann Illgen gestiftete Goethe-Medaille wurde bei dieser Gelegenheit dem verehrungswürdigen Führer der Siebenbürger Deutschen Bischof Teutsch überwiesen. Eine Reihe von Vorträgen der Professoren Korff, Witkowski und des Hallenser Kollegen Walter beschäftigten sich weiterhin mit dem geistigen Erbe Goethes. Die Reihe der Ausstellungen eröffnete die Universitäts-Bibliothek durch eine Ausstellung von Schätzen aus der Hirzelschen Goethe-Sammlung. … “

Nach dieser Lektüre erinnerte sich die Autorin an ein besonderes Dokument, eine Urkunde im Theodor-Litt-Nachlass:
„In Anerkennung Ihrer Verdienste um die deutsche Wissenschaft überreiche ich Ihnen hiermit die von mir aus Anlass der Goethe-Jahrhundertfeier gestiftete Goethe-Medaille für Verdienste um Wissenschaft und Kunst”, gezeichnet vom Reichspräsidenten von Hindenburg, ausgestellt in Berlin am 18. März 1932.

Neben der Urkunde im Nachlass besitzt das Universitätsarchiv eine Akte mit dem Titel GoetheFeier´´. Die Akte beginnt mit Dokumenten vom Juni 1931 unter dem Rektorat von Hermann Baum. Angeregt vom Direktor der Universitätsbibliothek, Professor Otto Glauning, fasste der akademische Sneat am 17. Juni 1931 folgenden Beschluss:

Zur Vorbereitung der Goethe-Feier aus Anlass des 100. Todestages am 22.März 1932 wird eine Kommission eingesetzt, in die außer dem Rektor die Professoren Korff, Frigns, Bruhns, Witkowski Sigerist und Glauning gewählt werden´´. Glaubing hatte im Vorfeld an einer Beratung bei Stadtrat Dr. Walter Leiske zusammen mit dem Direktor der Stadtbibliothek, dem Direktor des Kunst-Museums, dm Kustor vom Statgeschichtlichen Museum und dem Vorsitzenden des Vereins Deutscher Buchkünstler teilgenommen. De schon genannt Senatskommission nahm am 24.Juni 1931 ihre Arbeit auf. Erster Punkt der Tagesordnung war die Kooptierung weiter Mitglieder, und zwar die Professoren Friedrich Falke, Richard Schmidt und Theodor Litt. weiter wurde über den Zeitpunkt von Veranstaltungen verhandlet. Man debattierte über die Art der Zusammenarbeit mit der Stadt und hielt u.a. im Protokoll fest: “… es muss absolut an der Forderung festgehalten werden, dass die von der Universität veranstaltete Feier die Feier sein muss. Denn als oberste sächsische Bildungsstätte müsse die Universität unbedingt ihr Prestige wahren und darf sich von den städtische Körperschaften nicht in den Schatten stellen lassen.´´

Nach lebhafter Aussprache fasste der Rektor das Ergebnis zusammen. U.a. wurde im Protokoll festgehalten, dass wegen der Verbindung der Universitätsfeier mit der städtischen Feier mit dem Stadtrat in Verhandlung getreten werden soll. Als Delegierte werden die Professoren Falke, Korff, Litt und Glauning benannt.´´ Am 24. Juni 1931 tagte im Neuen Rathaus erstmals der Arbeitsausschuss für die Veranstaltungen im Goethe-Erinnerungsjahr Leipzig 1932. Anwesend waren: der Geschäftsführer beim Börsenverein der Deutschen Buchhändler, der Direktor der Akademie für graische Künste und Buchgewerbe, der Direktor der Deutschen Bücherei, der Schauspieldirektor des Alten Theaters, Prof. Glauning als Vertreter der UNiversität, ein Vertreter des Verins DEutsche Buchkünster, der I.Vorsteher des Deutschen Buchgewerbevereine, der Direktor des Deutschen Buch-Museums und zwei Vertreter des Rates der Stadr. Die Beratenden planten eine Leipziger Festwoche vom 13. bis 26. März 1932 und beschlossen die Abstimmung der Termine. Über dei Festveranstaltungen wurde auch beraten. So sollte am Sonntag, den 20. März, die große gemeinsame Feier vo Universität und Stadt im Neuen Theater stattfinden. Als Redner wurden der Rektor der Universität und der Oberbürgermeister bestimmt. Zum Festredner wurder Professor Korff ernannt.

“Der Rektor der Universität, Prof. Litt, begleitet die Verleihung der im Auftrag der Illgen-Stiftung geschaffenen Goethe-Plakette durch die Universität an Bischoff Friedrich Teutsch in Hermann-stadt mit einigen grundsätzlichen Worten, die in der Festversammlung stürmischen Widerhall weckten.”

UAL, Litt-Nachlass P3 – 0033a

Der Arbeitsausschuss, sowie die Kommission des akademischen Senates tagten noch mehrmals. Unter anderem wurde beschlossen, dass die Universität in der ersten Mai-Woche einen akademischen Goethe-Zyklus veranstalten wird, in welchem Korff — über Freiheit und Gesetz, Litt — über Goethes Weltanschauung und Witkowski — über Goethes Gestalt (Lebensanschauung) sprechen werden. Jede dieser drei Vortragsreihen sollte etwa 3 bis 4 Stunden dauern, so dass der Gesamtzyklus 9 bis 12 Stunden umfasst. Die betreffenden Nachmittage sollten von den allgemeinen Universitätsvorlesungen frei gehalten werden, um den Studenten den Besuch zu ermöglichen. Weiteres über die Verhandlungen und die Zusammenarbeit von Stadt und Universität soll an dieser Stelle nicht dargelegt werden.

In Leipzig fanden im Goethejahr 1932 zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Ob Konzerte, Theateraufführungen oder Ausstellungseröffnungen, Rektor Professor Theodor Litt gehörte zu den Anwesenden in der ersten Reihe oder zu den Rednern, wie zum Beispiel am 13. März 1932 bei der Eröffnung der Hirzel’schen Goethe-Sammlung in der Universitätsbibliothek.

Die Tagespresse berichtete: “Erfrischend frei … schilderte [Rektor Prof. Dr. Theodor Litt] humorvoll das Verhältnis des jungen Goethe zur Universität, das im Ganzen ziemlich sorglos und fragwürdig gewesen sei. Trotzdem nenne ihn die Universität stolz einen der Ihren. Der Geist der Humanität verbinde sie. Goethe habe es vorbildlich gelehrt und gelebt: daß neben Tat und Leistung nötig sei die denkende Besinnung. Gerade in diesem Elemente aber atme die Hochschule. Ihre Aufgabe sei es: Stätte denkender Besinnung zu sein. Und so sei es der tiefe Wunsch der Leipziger Universität, in allen ihren Veranstaltungen des Goethejahres zu beweisen, daß sie im Sinne Goethes zu lehren und zu wirken bereit ist!”
Das Goethejahr in Leipzig wurde mit einem Festakt am 20. März 1932 im Neuen Theater eröffnet. Zunächst sprachen der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Dr. Carl Friedrich Goerdeler,20° und der Rektor der Universität Leipzig, Professor Theodor Litt. Die Festrede hielt Universitätsprofessor Hermann August Korff. Einen ausführlichen Bericht von der Festveranstaltung sowie die vollständig abgedruckte Rede Litts können wir in den Leipziger Neuesten Nachrichten nachlesen: “Der Rektor der Universität, Prof. Litt, begleitet die Verleihung der im Auftrag der Illgen-Stiftung geschaffenen Goethe-Plakette durch die Universität an Bischoff Friedrich Teutsch in Hermann-stadt mit einigen grundsätzlichen Worten, die in der Festversammlung stürmischen Widerhall weckten.”

Professor Waldemar Raemisch (1888-1955) entwarf die silberne Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft . Gestiftet wurde sie von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Gedenken an Goethes 100. Todestag am 22. März 1932 gestiftet.

Litt sagte: „Das Goethe-Erlebnis unserer Tage ist so mannigfaltig wie die Nationen, die die Begegnung mit Goethe suchen. Ja, selbst das Goethe-Erlebnis deutschen Menschentums gliedert sich nach Stämmen und Charakteren. Mit besonderer Inbrunst und Leidenschaft wird Goethe ohne Frage heute von denen gesucht, die um ihre Zugehörigkeit zu Goethes geistiger Welt, um ihr Heranreifen in Goethes Sprache zu kämpfen haben: von den Auslandsdeutschen! Ihrer gedenkt deshalb die Goethe-Gemeinde mit besonderer Liebe. Und wir erklären: die Goethe-Verehrung, zu der sich heute die Kulturwelt bekennt, wird erst dann über jeden Zweifel erhaben sein, wenn es nicht mehr vorkommen kann, dass der Zugang zu Goethes Sprache und Gedankenwelt irgendeinem deutschen Menschen verkümmert oder unterbunden wird.
Wir danken es der Hochherzigkeit des Geheimen Hofrats Illgen aus Dresden, dass wir diesem Gefühle tiefster Verbundenheit auch sichtbaren Ausdruck geben können. Die von ihm begründete Stiftung hat uns die Möglichkeit gegeben, durch eine mit Goethes Kopf geschmückte Plakette solche Männer zu ehren, die sich um Erhaltung und Pflege der deutschen Kultur im Auslande besonders verdient gemacht haben. Die Universität hat als ersten Empfänger dieser Plakette den geistigen Führer des siebenbürgischen Deutschtums, den Bischof Friedrich Teutsch aus Hermannstadt auserwählt. In ihm grüssen und ehren wir alle diejenigen, denen das deutsche Leid, die Liebe zum eigenen Volkstum nicht abgeschwächt, sondern nur zu tieferem Erglühn gebracht hat. Mit ihnen begegnen wir uns in der nicht auszulöschenden Hoffnung, dass unser Volk sich seiner Unsterblichen doch wieder einmal mit gelösterer Seele wird erfreuen können “.

Gehen wir an dieser Stelle noch einmal einen Monat vor die Leipziger FEstveranstaltung zurück, und zwar Ende Februar 1932: Rektor PRofessor Litt wird in einem Schreiben vom Reichsinnenminister Groener gebeten, einen Aufruf des Reichskanzlers und des REichspräsidenten zum Goethejahr zu unterzeichnen.
Mit seinem Einverständnis und seiner Unterschrift wird der Rektor der Universität Leipzig zum Mitglied des Ehrenausschusses für die nationale Goethefeier.
Einen Tag nach der Leipiger Goethefeier, also am 21.März 1932, reiste Rektor Theodor Litt nach Wimar, um dort an den nationalen Feierlichkeiten zu Goethes 100.Todestag teilzunehmen.

Am Dienstag dem 22. März 1932 fand die eigentliche Goethe-Reichs-Gedächtnis-Feier statt. Der Reichspräsident nahm wegen der politischen Lage selbst nicht an den Feierlichkeiten teil.
In der Presse wurde ausführlich berichtet, wie beispielsweise in der Abendausgabe des Berliner Tageblatts vom 22. März. Unter der Überschrift Der große Tag ist Folgendes zu lesen: “In der Mittagsstunde, die Goethes Sterbestunde war, fand, während überall die Glocken das Volk darauf hinwiesen, die zentrale Feier an der Fürstengruft statt.” usw. und so fort.

Interessanter und aufschlussreicher als die Berichte der Tagespresse ist die Beschreibung der Feierlichkeiten in Thomas Manns “Meine Goethereise”. Mann als Redner für die Goethe-Feierlichkeiten eingeladen, rekapitulierte in einem Vortrag vor dem Münchner Rotary-Club seinen Besuch in Weimar.
Ein Bericht von Theodor Litt über seinen Aufenthalt in Weimar existiert nicht und so behelfen wir uns mit den Tagebuchnotizen von Frau Rektor.

Montag 21. März 1932:
Reise nach Weimar! Ich muss nachtragen, wiel ich 3 Wochen nicht schrieb, also in aller Kürze von den unvergesslichen Tagen: wir waren shclecht untergebracht in einem Winkelhotelchen mit Rekotr Aubin aus Halle (Binding u. Carossa ebenso). Bestellung des Kranzes f.d. Universität, Gang auf den Friedhof, Besichtigung des Goethehauses (machte einen tiefen Eindruck). Stärkung im Café, Vortrag Thomas Mann i.d. Weimarhall, nacher Spaziergang bis zum Gartenhaus. Abends in der Weinstube Gold. Adler.´´ Dienstag 22. März 1932: 1/2 10 Hauptfeier in d. Weimarhalle (Thomanerchor u. Rede v. Prof. Petersen). Kranzniederlegung u. feier an der Fürstengruft; ich sah nur etwas aus d. Ferne mit Frau Schneider. Dann am Goethehaus vorbei, wo man wie vor 100 Jahren am Haus vorbeidefilierte, das Vestibül mit Goethes Büste war schwarz ausgeschlagen.
Nachm. machte ich eine Autorundfahrt durch Weimar, nach Schloss Belvedere u. Tiefferrt.
Theo ass im Schloss, als Ehrengast des Reichs, bekam die Goehte-Medaille von Hindenburg verliehen, war dann in der Tasso Aufführung. Abends in d. Weimarhalle Reden von Eibl aus Wien, Kolbenheyer u. Walter v. Molo. Dann noch im Fürstenhof Zusammensein mit Herrn u. Frau Scheidemantel u. Aubin.´´
Mittwoch 23. März 1932:
Heimfahrt, vorher noch kleiner Gang durch Weimar mit Aubin, wir trafen Spranger. In Leipz. abends Vortrag v. WitkowskyGoethe als Dramatiker.´´

Bevor wir uns wieder Theodor Litt zuwenden, muss noch Etwas zur Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft dargelegt werden. Die Medaille war eine deutsche Auszeichnung, die vom März 1932 bis Dezember 1944 verliehen wurde. Nach dem Adlerschild des Deutschen Reiches war sie die bedeutendste staatliche Anerkennung für künstlerische und wissenschaftliche Leistungen. Ursprünglich gedacht als Würdigung für Künstler, Wissenschaftler und Politiker, die sich 1932 um die Goethe-Jahrhundertfeier in Weimar verdient gemacht hatten, wurde die Medaille in Hindenburgs Namen zwischen 1932 und 1934 insgesamt 200mal verliehen. Ab November 1934 übernahm Adolf Hitler als deutsches Staatsoberhaupt die Verleihung der Goethe-Medaille. Viele der nun folgenden über 400 Empfänger standen der nationalsozialistischen Weltanschauung nahe. Jüdische Kandidaten wurden nicht mehr berücksichtigt. Die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft wird irrtümlich als rein “braune” Ehrung angesehen und es wird die Tatsache ignoriert, dass sie nicht von Hitler, sondern von Hindenburg zur Erinnerung an Goethes 100. Todestag gestiftet und bis zu dessen Tod an in- und ausländische Künstler und Wissenschaftler aller politischer, künstlerischer, nationaler und religiöser Schattierungen verliehen worden war. Die Medaille wird auch oft mit einigen anderen nach Goethe benannten Auszeichnungen verwechselt.

Bei den Feierlichkeiten in Weimar wurden mit der Goethe-Medaille neben in- und ausländischen Sprechern bei der Goethefeier hauptsächlich Schriftsteller und solche Persönlichkeiten geehrt, die sich um die Planung der Goet-hewoche in Weimar organisatorisch hervorgetan hatten. Überreicht wurde die Auszeichnung im Rahmen der Feierlichkeiten in Weimar. 7 der 55 Medaillen-Empfänger gehörten entweder dem Vorstand oder einer Ortsgruppe der Weimarer Goethe-Gesellschaft an. Geehrt wurden während der Goethe-Gedächtniswoche auch 10 der 11 ausländischen Sprecher sowie die Bürgermeister der bekanntesten Goethestädte: Leipzig, Weimar, Frankfurt a.M. und Jena; ebenfalls die Rektoren der Universitäten Frankfurt, Jena und Leipzig.
55 Persönlichkeiten wurde am 18. März 1932 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft durch den Reichspräsidenten von Hindenburg verliehen und im Verlaufe der Goethefeier am 22 März in Weimar überreicht. Auf eine Nennung aller Ausgezeichneten wird an dieser Stelle verzichtet. Es sollen nur die hervorgehoben werden, die in Verbindung mit der Universität Leipzig standen.
Der Erste ist der Schriftsteller, Literaturhistoriker und Goethe-Forscher Ernst Beutler. Er studierte von 1904 bis 1911 an den Universitäten von Tübingen und Leipzig. Beutler war u.a. Hochschullehrer an der Universität Frankfurt am Main, Mitbegründer des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt und Kurato-riumsmitglied. Er war verantwortlich für den Aufbau des Goethemuseums im Jahr 1932.
Es folgt der ungarndeutsche Universitätsprofessor, Literaturwissenschaftler und Politiker Jakob Bleyer. Im Anschluss an seine akademische Ausbildung in Budapest studierte er in den Jahren 1903 und 1904 in München und in Leipzig.
Der Germanist und Literaturwissenschaftler Konrad Burdach studierte Klassische Philologie, Philosophie und Psychologie an den Universitäten zu Königsberg, Leipzig und Bonn und promovierte mit einer Arbeit über die Gedichte Reinmars des Alten am 24. November 1880 an der Philosophischen Fakultät Leipzig.
Hans Carossa, Arzt, Lyriker und Autor von Erzählungen studierte Medizin in München und schloss sein Studium am 15. Juli 1903 in Leipzig mit der Promotion zum Doktor der Medizin ab.
Dem Dramatiker und Schriftsteller Gerhart Hauptmann (1862-1946) verlieh die Leipziger Philosophische Fakultät 1909 die Ehrendoktorwürde.
Anton Kippenberg (1874-1950) Vizepräsident der Goethe-Gesellschaft, Goethe-Sammler und bedeutender Verleger, er leitete von 1905 bis 1950 den Insel Verlag, betrat erst spät die akademische Laufbahn. Nach Berufsausbildung und Wanderjahren trat er 1896 in den Engelmann-Verlag in Leipzig ein. 1898 zog es ihn aber an die Universität. Er holte seinen Schulabschluss nach, immatrikulierte sich und beendete sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. am 28. Juni 1901.
Der Vorsitzende der Ortsgruppe Leipzig der Goethe-Gesellschaft im Jahr 1932, Hermann August Korff, war 1925 bis 1954 ordentlicher Professor für Deutsche Sprache und Deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Sein wichtigstes Werk ist “Der Geist der Goethezeit” in 4 Bänden.
Der Schriftsteller und Lyriker Börries Freiherr von Münchhausen (1874-1945).studierte in Göttingen, Berlin und München Rechts- und Staatswissenschaften. Am 6. Dezember 1900 promovierte er in Leipzig zum Dr. jur.
José Ortega y Gasset (1883-1955), spanischer Philosoph, Soziologe und Essayist, studierte und promovierte zunächst in seiner Heimat. Von 1905 bis 1911 hielt er sich zu Studienzwecken in Deutschland, u.a. in Leipzig, Berlin und vorrangig in Marburg auf. An der Universität Leipzig war Ortega 1905 für das Studium der Philosophie immatriculiert.
Der einflussreichste Germanist der 1920er und 1930er Jahre, Julius Petersen, studierte in Lausanne, München, Leipzig und Berlin Deutsche Philologie, Kunstgeschichte und Philosophie.
Mit Theodor Litt soll die Liste der Ausgezeichneten mit “Leipziger Wurzeln” enden.

Am Schluss dieses Beitrages steht die Frage nach der Begründung der Ehrung von Theodor Litt mit der Goethemedaille.
Antwort: Litt erhielt diese hohe Auszeichnung, da er im Goethejahr 1932, korrekter zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten in Weimar im März 1932, Rektor der Universität Leipzig war.
Sein Dankschreiben vom 24. März 1932 an den Reichspräsidenten von Hindenburg enthält diese Antwort.

„Hochverehrter Herr Reichspräsident!
Für die hohe Ehrung, die der Universität Leipzig und mir, ihrem derzeitigen
Rektor, durch Überreichung der Goethe-Medaille zuteil geworden ist, sage
ich Ew. Excellenz meinen herzlichsten Dank. Wir sind der Zuversicht, daß
der Tag, dessen Andenken diese Medaille festhält, ein Tag der geistigen
Sammlung für unser Volk gewesen ist.
Euer Excellenz in Ehrerbietung ergebenster
gezeichnet
Litt
Rektor.”

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Wissenschaft und Akademische Bildung.
Ist Theodor Litt für die gegenwärtige
Hochschulpolitik aktuell?
Theodor-Litt-Jahrbuch 2010/7
LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH
2010