Biographische Splitter

Texte zur Biographie

Alle folgenden Texte aus den Theodor-Litt-Jahrbüchern, Leipziger Universitätsverlag, herausgegeben von Peter Gutjahr-Löser, Dieter Schulz und Heinz-Werner Wollersheim, werden nachstehend online als zitierfähige Quelle (pdf) zur Verfügung gestellt.

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Konrad Krause
Theodor Litt – sein Leben und Wirken in Leipzig unter Betonung der Jahre zwischen 1945 und 1947
Einige Anmerkungen zu Litts Leipziger Zeit Theodor Litt verbrachte in Leipzig 27 Jahre seines Lebens. Die Leipziger Zeit von 1920 bis 1947 war in ihrem wissenschaftlichen Gehalt besonders fruchtbar. Sie war aber auch voller politischer Umbrüche und zermürbender Angriffe auf seine Person, was u. a. 1937 zu seiner „freiwilligen” vorzeitigen Emeritierung führte: Weimarer Zeit, Zeit der Nationalsozialisten und Hörsaalvandalismus, der elende Krieg und die Nachkriegszeit mit Andeutungen einer aufkeimenden Demokratie, die durch die Vorgänge in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nach einer Änderung der Außenpolitik der Sowjetunion zum Eisernen Vorhang und zu einer Diktatur des Proletariats führte, die zugleich zu einer Diktatur einer Funktionärsschicht auch über das Proletariat selbst wurde. Besonders unmittelbar nach 1945 stand Litt wie alle anderen, die den Krieg überlebt hatten, unter dem Schock eines totalen Krieges, der von Deutschland verloren wurde und der das Land in ein unbeschreibbares Elend gestürzt hatte. Bei nicht wenigen überlagerte sich die totale Niederlage mit einem Gefühl der Schuld. weiterlesen

Konrad Krause
Theodor Litt und die Gründung der Pädagogischen Fakultät
an der Universität Leipzig 1946

Im Mittelpunkt meines Beitrags stehen die Auffassungen, die Theodor Litt zur Gründung Pädagogischer Fakultäten an Universitäten in der Sowjetischen Besatzungszone vertreten hat. Ganz speziell sollen weiterhin einige Erkenntnisse zu der Rolle herausgestellt werden, die der Gelehrte bei der Gründung der Pädagogischen Fakultät an der Universität Leipzig gespielt hat. Es geht also in meinen Ausführungen vordergründig um einen Zeitraum in der Nachkriegsgeschichte der Universität Leipzig, den man etwa zwischen dem Herbst 1945 und dem 1. Oktober 1946 einordnen kann. An diesem Tag nahm die Pädagogische Fakultät ihre Arbeit auf. weiterlesen

Gerald Wiemers
Das Rektoratsjahr von Theodor Litt 1931/32

Als Theodor Litt traditionsgemäß am 31. Oktober 1931 das Amt des Leipziger Rektors für ein Jahr nach vorausgegangener Wahl durch den Senat antrat, tat er das in der Gewissheit in der sich abzeichnenden Endphase der Weimarer Republik schweren Zeiten entgegenzusehen.’ Wir wissen heute, wie von einigen zurecht beklagte, wenig, allzu wenig über seine Beweggründe sich dem Amt zu stellen und noch weniger, wer ihn dafür vorgeschlagen haben könnte. Die Akten schweigen. Die Fakultäts- und Senatsprotokolle lassen, wie übrigens auch in vorangegangenen Fällen, keine Rückschlüsse zu. Dort ist lediglich in der Juni-Sitzung Litt als rector designatus vermerkt. Die damaligen Akteure können nicht mehr befragt werden. Ein mündliches, relativ verschwiegenes Verfahren darf vorausgesetzt werden. Litt und sein Nachfolger, der Theologe Hans Achelis sind die letzten demokratisch gewählten Rektoren, ehe dann das „Führerprinzip” obwaltete. weiterlesen

Harald Lönnecker
„… den Kern dieses ganzen Wesens hochzuhalten und … zu lieben”.
Theodor Litt und die studentischen Verbindungen

In der Geschichte des Sondershäuser Verbandes (SV) akademisch-musikalischer Verbindungen heißt es unter der Überschrift „Bekannte Angehörige des SV” über einen der größten deutschen Pädagogen: „Dr. Theodor Litt, Professor der Philosophie und Pädagogik, Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Merite, Bonn, 1880-1962, BN”. Die Abkürzung „BN” steht für „Alter Herr der Akademisch-musikalischen Verbindung Makaria Bonn im SV”. Die Angabe ist nicht ganz korrekt, denn Litt gehörte zeitweise auch einem weiteren SV-Mitglied an, der Akademischen Liedertafel (ALT) Berlin. Im Wintersemester 1900/01 war er Vizedirigent der ALT. Die „Kommers-mimik” zum 45. Stiftungsfest am 16. Februar 1901 begleitete er am Klavier. Als er Ende Oktober 1931 Leipziger Rektor wurde und in dieser Eigenschaft nach Möglichkeit jede Korporationsfeier besuchte, erinnerte er sich daran anläßlich seiner Festrede zum 125. Stiftungsfest des Corps Lusatia im Sommer 1932.Auch bei Gelegenheit seines Festvortrags zum 110. Stiftungsfest der Leipziger Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli im Juli 1932 kam er auf seine studentische Vergangenheit zu sprechen. weiterlesen

Karen Gaukel
Die Verleihung der Goethe-Medaille an Theodor Litt

Im vergangenen Jahr beging die Universität Leipzig ihr 600-jähriges Gründungsjubiläum. Neben anderen bedeutenden Universitätsangehörigen wurde auch Theodor Litt in zahlreichen Publikationen zum Jubiläum gewürdigt: seine wissenschaftlichen Leistungen, seine Unbeugsamkeit gegenüber zwei Diktaturen, aber vor allem sein Rektorat 1931/32, während dem er den Nationalsozialisten die Stirn bot. Diese Würdigungen wollte die Autorin hier nicht wiederholen, sondern über Theodor Litt und die Feier zum Gründungsdatum der Universität Leipzig während seines Rektoratsjahres berichten. Aber Litt selbst „vereitelte” diesen Plan. Am 24. Juli 1929 beschloss der akademische Senat der Universität Leipzig die Abschaffung der Gründungsfeier, da der „mäßige Besuch” zur Schlussfolgerung führte „daß ein Bedürfnis hierfür nicht mehr bestehe”. Der Initiator für diesen Beschluss war Theodor Litt.’ Auch in den folgenden Jahren wurde von einer Gründungsfeier abgesehen. weiterlesen

Alida Zigmunde
Theodor Litt in Lettland
Der Besuch von Theodor Litt anlässlich der
Deutsch—Baltischen Lehrertage in Riga im Jahre 1926 und 1933

Professor Theodor Litt (1880-1962) kam aus Anlass des „VII. Deutsch—Baltischen Lehrertages” nach Riga, der in der Zeit vom 6. bis zum 9. April 1926 stattfand. Diese Konferenz war international hochrangig besetzt, denn es kamen u.a. Referenten aus Lettland, Estland und Deutschland zu Wort. Aus Deutschland wirkten drei namhafte Wissenschaftler mit, und zwar Professor Dr. Theodor Litt aus Leipzig, Dr. Friedrich Worms aus Misdroy und PD Dr. Karl Justus Obenauer aus Leipzig. Friedrich Worms (1894-1962) war ein Deutschbalte, der aus Kurland (heute: Lettland) stammte und als Oberlehrer in der Baltenschule in Misdroy tätig war. Diese war nach dem Ersten Weltkrieg im Februar 1919 von Intellektuellen gegründet worden, die aus dem Baltikum vertrieben worden waren. Der Vortrag von Friedrich Worms befasste sich speziell mit der pädagogischen Arbeit der Baltenschule in Misdroy.’ Dr. Karl Justus Obenauer (1888-1973) war Germanist. Er referierte über die pädagogischen Grundanschauungen Goethes. 1926 bis 1932 war er als Privatdozent an der Philologisch-Historischen Abteilung der Universität Leipzig tätig.2 Aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus stimmten jedoch seine politischen Anschauungen mit den Anschauungen von Th. Litt absolut nicht überein, wenngleich er als Germanist durchaus geschätzt war. Dr. K. J. Obenauer hielt seinen zweistündigen öffentlichen Vortrag bereits am ersten Tag. weiterlesen

Die Herausgeber: Prof. Dr. Heinz-Werner Wollersheim ist Universitätsprofessor für Allgemeine Pädagogik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, Universität Leipzig. Der Jurist und Erziehungswissenschaftler Peter Gutjahr-Löser wurde 1991 zum Kanzler der Universität Leipzig berufen. 1997 initiierte Professor Dr. Dieter Schulz die „Theodor-Litt-Gesellschaft zur Erforschung und Pflege der geisteswissenschaftlichen Pädagogik“ und deren an der Universität Leipzig ansässige Forschungsstelle, die er bis 2011 leitete.