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Forschung

Die Rezeption Eduard Sprangers und Theodor Litts in Japan’24 min read

Theodor Litt — Eduard Spranger.
Philosophie und Pädagogik
in der geisteswissenschaftlichen Tradition
LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH

MICHIO OGASAWARA
Die Rezeption Eduard Sprangers und Theodor Litts in Japan’

Vorbemerkungen

Auf dem „X. Theodor Litt-Symposion”, das im Oktober 2006 in Leipzig stattfand, habe ich unter dem Titel „Die Rezeption der Pädagogik von Theodor Litt in Japan” einen Vortrag gehalten. In ihm habe ich als Fazit über die Rezeptionsgeschichte der deutschen Pädagogik in Japan folgendes festgestellt: Im Fall Japan wurden vor allem die pädagogischen Theorien derjenigen, die der Genealogie des pädagogischen Denkens von Wilhelm Dilthey nach den 1920-er Jahren angehörten, unter dem Konzept „Kulturpädagogik” zum Gegenstand der intensiven Diskussionen und weitgehend rezipiert. Hierbei handelt es sich vor allem um den Kreis an Wissenschaftlern, die der so genannten „geisteswissenschaftlichen Pädagogik” angehörten. Repräsentative Vertreter hierfür waren Wilhelm Dilthey, Eduard Spranger und Theodor Litt. Bis zum Anfang der 30-er Jahre war die pädagogische Welt in Japan eindeutig durch deren Theorien geprägt.

Während der Taisho-Periode, die durch die “Bewegung der Taisho-Demo-kratie” gekennzeichnet wird, zog die amerikanische Pädagogik allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Hier war es vor allem die Theorie von John De-wey. Sie gewann als pädagogische Theorie einen maßgeblichen Einfluss. Parallel dazu gewann aber die Rezeption der pädagogischen Theorie, die sich in der Tradition der Erziehungstheorie Wilhelm Diltheys befand und seit 1920 als „Kulturpädagogik” bezeichnet wurde, eine zunehmend vorherrschende Stellung. Das pädagogische Denken in Japan lässt sich bis etwa Anfang der 30-er Jahre durch diese kulturpädagogische Ausrichtung charakterisieren.

In der Gedankenströmung der Taisho-Periode (1912-1926) wurde zuerst alles, „was zur idealistischen deutschen Philosophie gehörte”, hoch bewertet. Allmählich fand der Übergang zur „Kulturwissenschaft” statt, wobei man das Verhältnis von „Kulturalismus” und „Naturalismus” grsondert bedenken muss. Im Zusammenhang dieser Tendenz wurde die „Beziehung der Kultur auf die Erziehung” allgemein als ein zentrales Thema in den pädagogischen Forschungen angesehen.

Warum hat die deutsche Kulturpädagogik in Japan eine solch hohe Blüte erreicht? Die Antwort auf diese Frage steht in enger Beziehung mit der Entstehung der „akademischen Pädagogik”, die sich deutlich von der „praktischen Pädagogik” unterscheidet. Pädagogen, wie Sigenobu Konishi, Sukeichi Schi-nohara und später Arata Osada, kritisierten die zeitgenössische Pädagogik, die sich im engeren Sinne als „Schulpädagogik” darstellte, mit der Absicht, diese zu überwinden. Sie wandten sich in ihren Schriften also gegen die Her-bart’sche „Schulpädagogik”, indem sie sich zugleich der „Neuen Erziehung”, die damals in den westlichen Ländern aufkam, zuwandten. Dabei suchten sie in der Philosophie, namentlich in der deutschen kritischen Philosophie und Lebensphilosophie, eine Abstützung für ihre Kritik und die Ansatzpunkte zur Überwindung des Herbartianismus. Damit zielten sie zugleich auf eine neue akademische Verständnisweise der Pädagogik ab. Dies hing mit einer anderen zeitgenössischen Bewegung in Japan zusammen: Die pädagogische Welt in Japan, die um 1924 bzw. 1925 die These vertrat, dass die Pädagogik eine Kulturpädagogik sein solle, verstärkte seit 1926 allmählich die nationalistische Tendenz, die allerdings schon vorher als Unterströmung latent existiert hatte. Die „Kulturpädagogik”, die auf einem universalistischen Humanismus beruhte, wurde als eher konträre Theorie gegen diese nationalistische Strömung entwickelt bzw. gepflegt. Was den Untertitel dieses XII. Symposiums angeht, findet man in Japan bislang keine Studie, die die Beziehung beider Pädagogen direkt im Zusammenhang mit dem Thema „Kollegialität und Freundschaft” erforscht. Wie bereits erörtert, wurden die beiden als Repräsentanten der Dilthey-Schule wahrgenommen; ihre Philosophie und Pädagogik wurden vor allem auch in diesem Zusammenhang wahrgenommen. In diesem Vortrag werden also die folgenden Bereiche erörtert:

Wie die japanischen Spranger-Forscher die Person Eduard Sprangers im Gegensatz zu Theodor Litt betrachteten bzw. wie sie Spranger „evaluierten” und „platzierten”.

„Die Entstehung der wissenschäftlichen Pädagogik in Deutschland in den 1920er Jahren”.

Mit der Herausgabe der Zeitschrift „Die Erziehung” standen die Überlegungen im Mittelpunkt, wie das Konzept beschaffen sein sollte und wie es umzusetzen ist, um einerseits die unterschiedlichen Strömungen in der nachhaltig philosophisch ausgerichteten Erziehungswissenschaft adäquat wiederzugeben und um andererseits die Adressaten themenspezifisch anzusprechen, so dass der wissenschaftliche Diskurs die beabsichtigte Breite und Tiefe erreichte. Im Verlauf der gemeinsamen Herausgeberschaft entwickelte sich zwischen Spranger und Litt eine enge Zusammenarbeit, die im Spannungsfeld von „Kollegialität und Freundschaft” für eine lange Zeit sehr fruchtbar war.

  1. Die Rezeption Eduard Sprangers in Japan

Was die pädagogischen Forschungen in der japanischen Nachkriegszeit anbetrifft, neigt man dazu, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Forschungen der empirisch ausgerichteten Pädagogik, insbesondere der amerikanischen Pädagogik, wie J. Dewey, zu richten. Mindestens bis zu den 1970er Jahren standen die Forschungen der deutschen „geisteswissenschaftlichen Pädagogik” im Mittelpunkt der akademischen Pädagogikforschung in Japan; die Genealogie der geisteswissenschaftlichen Pädagogik wurde standfest weiter fortgeführt. In der Zwischenzeit wurden besonders im Bereich der Spran-ger-Forschung zahlreiche hervorragende Monographien und Übersetzungen herausgegeben. Unter anderem kann man Kazuo Nagai (1923 – ) und Noboru Murata (1926 – ) als repräsentative Spranger-Forscher in Japan nennen. Beide studierten unter zwei führenden Erziehungswissenschaftlern an der damaligen Pädagogischen Hochschule Hiroshima, nämlich Arata Osada und Masa-fumi Sugitani, die jeweils große Leistungen im Forschungsbereich „Kulturpädagogik” vollbracht hatten. (vgl. Ogasawara, 2006). Beide, Nagai und Mu-rata, besaßen einen grenzenlos tiefen Respekt vor Spranger und waren von seiner Persönlichkeit fasziniert. In ihrer Herangehensweise, mit der sie auf die Spranger-Forschung ausführten, waren sie jedoch recht unterschiedlich. In der jüngeren Generation also unmittelbar nach Nagai und Murata, ist Ta-kahiro Tashiro (1947-) als ein beachtenswerter Spranger-Forscher im heutigen Japan anerkannt. In den folgenden Abschnitten werde ich die Eigenschaften der Spranger-Forschungen dieser drei japanischen Erziehungswissenschaftler beschreiben und dabei auch ihren Bezug zu Theodor Litt prüfen.

1.1 Nagais Ansatz zur Spranger-Forschung

Die Dissertation von Nagai ist „eine Studie über Spranger”, die 1972 herausgegeben wurde. In dem „Vorwort” zu seiner Dissertation stellt Nagai fest: „Spranger besaß eine umfassende Perspektive, aus der er differenzierte Einsichten in das kulturelle und historische Schicksal der Menschheit geben konnte, welches den Erziehungsproblemen unterliegt”. Er meint auch: „Für Erzieher ist sicherlich eine nachhaltig wirkende Persönlichkeit von großem Format unentbehrlich, einer Erzieherpersönlichkeit, mit der zugleich eine makroskopische Sichtweise zur Verfügung steht”. Nagai weist damit darauf hin, dass ein großes Format des kulturellen und historischen Bewusstseins, das die Tätigkeiten der Erzieher unterstützt, von großer Bedeutung ist. Er betont, dass er in seiner Studie versucht, das große Format des kulturellen und historischen Bewusstseins und berufliche Selbstverständnis des Pädagogen abzuklären. „Im Vergleich zwischen Spranger und Hegel sowie zwischen Spranger und M. Weber” arbeitet er die grundsätzliche Bedeutung des besonderen geistigen Formats eines Pädagogen heraus.

Ein Charakteristikum der Spranger-Forschung von Nagai liegt darin, dass sie streng genommen eine „geistesgeschichtliche Studie” ist, in der er das ganze Bild der Gedanken von Spranger aus geistesgeschichtlicher Perspektive betrachtete und mit geistesgeschichtlicher Methode erschließt. Außer dieser Studie publizierte Nagai auch ein Büch mit dem schlichten Titel „Spranger” (1957), das die Person des deutschen Pädagogen, Philosophen und Psychologen Spranger lebendig schildert. Auch in dieser Publikation arbeitet er aus kulturphilosophischer Perspektive die Erziehungsgedanken von Spranger systematisch auf. Hinter diesen beiden Schriften von Nagai liegt implizit seine praktische Motivation, einen Leitfaden zum Wiederaufbau der Erziehung in der Nachkriegszeit Japans zu finden.

Zu Nagais Leistungen zählen auch brilliante Übersetzungen von zwei Büchern Eduard Sprangers: “Kultur und Erziehung” (4. Aufl. 1928) und „Kulturfragen der Gegenwart” (1953). Bemerkenswert ist dabei, dass in der japanischen Übersetzung des Buches „Kultur und Erziehung” das Geleitwort zur 2. Auflage mit einer Fotokopie von Sprangers Handschrift und seinem Autogramm veröffentlicht wurde, was „seine tiefe Freundschaft mit Japan und der japanischen Kultur zeigt”.

In dem Vorwort zu seinem Buch „Spranger, eine Studie” weist Nagai darauf hin, dass „Spranger seine gesamten späteren Lebensjahre für den geistigen Wiederaufbau Deutschlands gewidmet hat”. Konkret erwähnt Nagai die Tatsache, dass Spranger als Mitglied des Festsetzungskomitees für das „Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland” (Bonner Grundgesetz) von 1949 und für das „Gesetz über die Politischen Parteien”, das 1969 in Kraft getreten ist, eine große Rolle für die hoch philosophische, kulturelle und gedankliche Orientierung der politischen Realität in Deutschland gespielt hat. Theodor Litt, der Sprangers guter Freund und sein akademischer Konkurrent in der Dilthey-Schule war, hat in der Nachkriegszeit in kurzer Abfolge wichtige Forschungsergebnisse veröffentlicht: „Denken und Sein” (1948), „Kant und Herder” (1949), „Hegel” (1958) und „Die Wiedererwachung des geschichtlichen Bewusstseins”(1956). Im Gegensatz zu Litt – Nagai weist ausdrücklich darauf hin – hat „Spranger in der Nachkriegszeit kein großes Werk” publiziert. Er resümiert: „Sprangers Forschung ist trotz seines glänzenden Lebens letztendlich unvollendet geblieben”. Gleichzeitig erwähnt Nagai aber auch: „Wenn „Eduard Sprangers ,Gesammelte Schriften”‘ (11 Bände), deren Veröffentlichung aktuell vorbereitet wird, „so wird sicherlich das Gesamtbild der Forschung von Spranger unstrittig und nachhaltig transparent werden. Damit wird seine wirkliche wissenschaftliche Bedeutung und Größe endlich wieder anerkannt werden.” — Nagai hat auch einen Artikel in deutscher Sprache verfasst: „Die Rezeption der Theorien Eduard Spranger in Japan” (In: Pädagogische Rundschau, Jg.37. 1983).

1.2 Muratas Ansatz zur Spranger-Forschung

Murata hat zahlreiche Bücher, Abhandlungen, Essays und Übersetzungen über Spranger veröffentlicht. Sein Hauptwerk ist „Staat und Erziehung — eine Studie von Sprangers Theorie der politischen Bildung” (1969). Es ist Muratas Doktorarbeit, die er unter der Leitung seines Lehrers, Prof. Sugitani, geschrieben hat. Dieses Werk ist eine akribisch angelegte und inhaltlich hoch differenzierte Arbeit, in der er Sprangers „Theorie der politischen Bildung” systematisch analysierte und untersuchte. In ihm beschrieb er vor allem, wie sich Spranger in der harten politischen und sozialen Realität Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg für den Wiederaufbau und die Entwicklung seines Vaterlandes nachhaltig bemüht hat. Murata zeichnet in dem Werk ein äußerst dynamisches Spranger-Bild, indem er in allen Bereichen der Schriften Sprangers seine politischen Argumente sorgfältig analysierte und diese Argumente aus dem Blickwinkel der politischen Bildung rekonstruierte. Natürlich spiegeln sich in dieser Studie die eigenen Vorstellungen Muratas zum Aufbau der Demokratie in Japan in der Nachkriegszeit wider. Es wird auch sein grundsätzlicher Wunsch um eine politische Bildung der Jugendlichen als Grundlage für die Demokratie deutlich. Die Generation, zu der sowohl Nagai als auch Murata gehörte, hatte also ein gemeinsames nachhaltiges Ethos, das sie durch ihre intensive Zuwendung an die deutsche Pädagogik, insbesondere an die „Kulturpädagogik” von Spranger als Leitfaden für den Wiederaufbau der Bildung im Japan der Nachkriegszeit zu erwerben suchten. Dabei sahen sie eine gewisse Parallele zwischen Deutschland und Japan, weil sich Deutschland auch gerade auf der verbrannten Erde nach dem Krieg um den Wiederaufbau der Kultur und der Bildung bemühte. In diesem Sinne unterscheidet sich ihre Haltung in Bezug auf die Rezeption der deutschen Pädagogik grundsätzlich von der Haltung der Bildungsforscher im Japan der Vorkriegszeit. Mindestens bis zu den 1930er Jahren war bei den japanischen Pädagogen die Haltung typisch, dass sie durch den Import und das Bekanntmachen der fortschrittlichen deutschen Pädagogik die akademische Autonomie der pädagogischen Forschung in Japan etablieren wollten. Auch Murata publizierte eine deutsche Abhandlung mit dem Titel: „Bildungstheorie der Volksschule bei Spranger und in Japan. Zur Wirkungsgeschichte von Spran-gers ,Eigengeist der Volksschule”‘ (In: Pädagogische Rundschau. Jg. 37, 1983).

Wie rezipiert Murata in seinem Werk Theodor Litt? Konkret formuliert Mu-rata in seiner Erörterung über die „Autonomie der Erziehung”, dass Spranger in seiner späten Arbeit „Vom Wissenschaftscharakter der Pädagogik” (1957) auf den Fehler hinweist, dass die Pädagogik oft als „Kunstlehre” betrachtet werde. In seinem Traktat „Kunst” klärt er „das Unvergleichliche des pädagogischen Geistes”. Murata belegt, dass „Theodor Litt auch versucht”, durch den Vergleich mit Technik oder Kunst die Eigentümlichkeit der Erziehung herauszufinden. Er untersetzt die Argumente von Litt durch eine umfassende Zitation aus Litts Arbeit „Die Bedeutung der pädagogischen Theorie für die Ausbildung des Lehrers” (1947). Murata stellt fest: „Nach Litt ,erkennen’ Techniker oder Künstler das Material als Objekt in ihrer systematisch zugeordneten Denkweise. Sie werden auf der Grundlage dieser Erkenntnis dazu geführt, das Material nach dem Zweck, den das Subjekt verlangt, zu bearbeiten.” Das Verhältnis zwischen dem Subjekt und dem Objekt wird als die Beziehung „Ich und Es”. bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist die Beziehung des Lehrers mit seinem Schüler wesentlich und substantiell, und zwar als die Beziehung zwischen „Ich und Du”.

Diese Grundhaltung Muratas, aus der heraus er Litt rezipiert, scheint der traditionellen Litt-Bewertung in Japan zugrunde zu liegen Er legt dar, dass „die Studie von Litt besonders in der Methodologie der Pädagogik hervorragt.” Im Abschnitt „Kritik des Hitlerismus” erwähnt Murata die politische Situation um die Zeit von 1932/33. Er bemerkt dort besonders, dass Theodor Litt auf dem Hochschubierbandstag, der im Oktober 1932 in Danzig stattfand, „vorgeschlagen hat, unter dem Namen des Verbandstags eine nachdrückliche Warnung vor den aufkommenden Unruhen des nationalsozialistischen Studentenbundes auszusprechen. Aber Spranger widersprach dem Vorschlag Litts, weil er fürchtete, dass eine derartige antagonistische Meinungserklärung von den Schullehrern allein eventuell einen sehr schädlichen Einfluss auf die Hochschule ausüben kann.” (Zitat: Universitas, Jg.10. 1955. S.457). Eine japanische Spranger-Studie, die dieses Problem ernsthaft behandelt, ist das im nächsten Abschnitt zu erwähnende Werk von Takahiro Tashiro (1947) „Studie der Bildungstheorie von Spranger — Über das Problem von Spranger und der Nationalsozialismus” (1995). Dieses Werk ist Tashiros Doktorarbeit, die er unter meiner Leitung geschrieben und an der Universität Hiroshima eingereicht hat.

1.3 Die Spranger-Forschung von Takahiro Tashiro

Das Hauptwerk von Tashiro „Studie der Bildungstheorie von Spranger – Über das Problem von Spranger und der Nationalsozialismus” (1996) ist eine Erweiterung der Dissertationsschrift. Sie trägt den Untertitel „Eine Studie über die Entwicklung der politisch-pädagogischen Theorie von Spranger zwischen den beiden Weltkriegen”. Im Vorwort betont Tashiro: „Die vorliegende Studie beabsichtigt in erster Linie die Fokussierung auf die theoretischen und praktischen Verhaltensweisen Eduard Sprangers bei der Etablierung der nationalsozialistischen Regierung und dadurch auch die Erläuterung der meta-theoretischen Faktoren seines Denkens”. Er schreibt: „Diese Arbeit versucht, die direkten und indirekten Faktoren, die das politisch-pädagogische Denken und Verhalten von Spranger bestimmen, in der Entwicklungslinie von der Weimarer Periode zu der Periode des Nationalsozialismus herauszufinden”. Das Charakteristikum der Studie von Tashiro liegt also darin, dass er das Gesamtbild des Denkens und Verhaltens von Eduard Spranger lebendig und dynamisch geschildert hat, indem er die Entwicklung der politisch-pädagogischen Theorie von Spranger nach der Weimarer Zeit mit einer Fokussierung auf das Problem des Nationalsozialismus betrachtet. Dort gelingt es Tashiro, ein lebendiges Spranger-Bild vorzulegen. Dies wurde vor allem dadurch ermöglicht, dass Tashiro die präzise Methode der ideengeschichtlichen Forschung verwendet, welche er in der „Einleitung” („Die Forschungsaufgabe und das methodische Bewusstsein”) differenziert vorstellt. Es wird zugleich auch deutlich, dass er über die Primärquellen, die den bisherigen Spranger-Forschern in Japan nicht zugänglich waren (z.B. die Protokolle der „Mittwochs-Gesellschaft”) verwenden konnte. Natürlich richtet Tashiro seine volle Aufmerksamkeit auch auf die neuesten Spranger-Forschungen in Deutschland. (Tashiro führt in diesem Zusammenhang z.B. 150 Bände deutscher Literatur und 47 Bände weiterer Sprachen als Spranger-Literatur an.)

Wie behandelt Tashiro in diesem Werk Theodor Litt? Im Kapitel 7 „Spranger und die Schule der Wissenschaftlichen Pädagogik” erörtert Tashiro die Beziehung von W. Flitner, H. Nohl und O.-F. Bollnow zum Nationalsozialismus. Im Kapitel 8 arbeitet er „das Problem der Beziehung zwischen Litt und dem Nationalsozialismus” auf, stets darauf bedacht, einen Vergleich mit den anderen deutschen Pädagogen nicht aus dem Auge zu verlieren. Dies geschieht auf mehr als 23 Seiten. Dieses Kapitel besteht aus vier Abschnitten: der erste Abschnitt lautet: „das Problem des ,Glaubensbekenntnisses’ von Litt”; der zweite Abschnitt ist überschrieben mit „Geisteswissenschaften und Nationalsozialismus”; der dritte Abschnitt behandelt das Thema „Litt und die Widerstandsbewegung” und der vierte Abschnitt behandelt den Komplex die „Litt-Kritik von Bäumler.”

Nach der Betrachtung in diesen zwei Kapiteln kommt Tashiro über die Haltung von Spranger und Litt zum Nationalsozialismus zu folgendem Fazit: „Auch wenn nur vorübergehend, konnte Spranger das Wesen des Nationalsozialismus offensichtlich im Kern nicht verstehen. Ja, er zeigte das Gesicht eines typisch ,akademischen Intellektuellen’, der sogar eine Art positive Hoffnung für den Nationalsozialismus hegte”. Nach der Rückkehr zur Humboldt-Universität zu Berlin hat er seinen Lehrstuhl nicht mehr verlassen.

Im Unterschied dazu nahm sein Zeitgenosse Theodor Litt, eine nachhaltig warnende Haltung vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus ein. In der Schule der „Wissenschaftlichen Pädagogik” war Litt die einzige Person, die ganz nüchtern eine konsequente Kritik gegen den Nationalsozialismus formulierte und mit seiner persönlichen Haltungen und seinen persönlichen Entscheidungen und Konsequenzen dokumentierte. Litt setzte sich intensiv mit Spranger auseinander, um dessen kritisches Bewusstsein zu wecken. Er bot Spranger geistige Unterstützung an”.

Bei seinem Amtsantritt als Mitherausgeber der Zeitschrift „Pädagogische Rundschau” im Jahre 1999 schreibt Tashiro für die Zeitschrift den Artikel „Affinität und Distanz. Eduard Spranger und der Nationalsozialismus” (Pädagogische Rundschau, Januar/Februar 53(1999)l, S.43-58). Die Spranger-Studien von Tashiro unterscheiden sich entscheidend von der Spranger-Forschung im Japan der Vorkriegszeit. Sie verstanden sich in ihren wissenschaftlichen Darlegungen, Analysen und Schlussfolgerungen, die hauptsächlich als „Einführung” der Philosophie und Pädagogik von Spranger oder als Studie für den Aufbau der akademischen „Hochschulpädagogik” durchgeführt wurde. Tashiros Studie grenzt sich aber meines Erachtens auch deutlich von der Spranger-Forschung bis zu den 60-er Jahren ab, die als philosophisch-theoretisches Modell für den Wiederaufbau der japanischen Bildung betrieben wurde. Im Unterschied zu den früheren Studien geht es hier um die selbstbewusste Frage nach der sozialen Verantwortung der Pädagogen. Konkret gesagt geht es um die Verantwortung der „pädagogischen Denker für den Krieg”, d.h.” um die „Kriegsverantwortung” der Pädagogen. Tashiros Spranger-Studie sowie seine Analysen zu Lifts Denken und Handeln sollte gerade in diesem Kontext als eine nachhaltige Klärung verstanden werden. Als pädagogischer Forscher, der ebenfalls an der Universität Hiroshima studiert hat, teile ich mit Tashiro diese Haltung.

Unter den Spranger-Forschern in Japan sind die Leistungen von Frau Reiko Satou ausdrücklich hervorzuheben. Besonders verweise ich auf ihre Studie zum Thema „Spranger und Japan”, in der sie die Situation des einjährigen Aufenthaltes von Spranger in Japan genauer untersucht und deren Umstände berichtet hat. Ihr differenzierte Einschätzung hat sie auch in deutscher Sprache vorgelegt. Wie allgemein bekannt, besuchte Spranger 1936 unser Land als japanisch-deutscher Austauschprofessor. Er hielt an verschiedenen staatlichen, öffentlichen und privaten Universitäten, angefangen mit der Kaiserlichen Universität Tokyo, sowie für verschiedene akademische Gesellschaften im gesamten Gebiet von Japan 70 Vorlesungsreihen, Seminare und Vorträge. Alle fanden eine außerordentlich große Resonanz. Da er aber von der Regierung der Nationalsozialisten entsandt worden war, wurde seine Beziehung mit der Hitler-Regierung sehr bald als problematisch betrachtet. Wie es nicht zu leugnen ist, lief das Problem darauf hinaus, dass Sprangers Theorie nach dem Krieg in Frage gestellt und auch missdeutet wurde. Frau Satou betrachtet in ihrer Studie sowohl die japanische Situation, wie man Spranger empfangen hat, als auch die deutsche Situation damals, zum Zeitpunkt des Japanbesuchs von Spranger (d.h. der 9. November 1936). Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass ihr die Quellen aus beiden Ländern zur Verfügung standen. Im Ergebnis wird die Person von Spranger als gewissenhafter Philosoph sowie Pädagoge geschildert, der von den Wellen der Geschichte hin und her geworfen wurde und dennoch durch die ganze Zeit sein Gewissen als Pädagoge nicht verloren hat.

  1. Die Bedeutung der Pädagogik in den 1920er Jahren in Deutschland

Im Mittelpunkt der nachfolgenden Ausführungen zum Verhältnis von Eduard Spranger und Theodor Litt stehen die Texte in der Zeitschrift „Die Erziehung”. W. Flitner erörtert in seinem Werk „Das Selbstverständnis der Erziehungswissenschaft in der Gegenwart” (1958) die Entstehungsgeschichte der ‘hermeneutisch-pragmatischen Pädagogik’ in Deutschland. Er weist darauf hin, dass der Umriss bzw. die Konzeption einer besonderen Erziehungswissenschaft einerseits aus den Aktivitäten von H. Nohl, Th. Litt, Ed. Spranger, A. Fischer und P. Petersen in den 20er Jahren entstanden ist. Andererseits erläutert er unter Verweis auf Ernst Lichtenstein aus der Sicht der „Generationstheorie”, dass das ‘Zusammentreffen’ dieser Personen einen zeitgeschichtlichen Hintergrund, aber auch biographische Gründe und durchaus auch sehr persönliche Aspekte in sich hatte. In ihrer Überzeugung und in der gemeinsamen Arbeit in der Redaktion der Zeitschrift „Die Erziehung” waren sie wohl am stärksten verbunden. Dieser Sachverhalt müsse bei der Betrachtung der Entstehungsgeschichte der Erziehungswissenschaft in Deutschland hinreichend und grundsätzlich berücksichtigt werden.

Unter der Anregung der Sichtweisen von Flitner und Lichtenstein habe ich eine Arbeit geschrieben mit dem Titel „Die Studie der Wissenschaftlichen Pädagogik in den 1920er Jahren in Deutschland, unter besonderer Berücksichtigung der Zeitschrift ,Die Erziehung’. Eine Studie zum Verhältnis zwischen Spranger und Litt”. Diese Arbeit wurde im März 1970 in der Zeitschrift „The Japanese Journal of Educational Research” veröffentlicht. Es ist das Organ der Gesellschaft „The Japanese Society for the Study of Educa-tion”. Der Beitrag fand eine lebhafte und große Resonanz (Vol.37, No.l . March 1970). 1971 wurde in Deutschland eine Dissertation veröffentlicht, welche die Zeitschrift „Die Erziehung” als Grundlage der „hermeneutisch-pragmatischen Pädagogik” äußerst differenziert betrachtet. (E. H. Otto „Grundzüge der hermeneutisch-pragmatischen Pädagogik in Deutschland” 1971).

In dieser Arbeit habe ich alle 17 Bände der Zeitschrift „Die Erziehung. Monatschrift für den Zusammenhang von Kultur und Erziehung in Wissenschaft und Leben” (1924.10-1942, Quelle & Meyer) gründlich analysiert. Sie sind in der Bibliothek der Pädagogischen Fakultät der Universität Hiroshima komplett vorhanden und nach drei Perioden geordnet. Meine Analysen folgen diesem Ordnungsprinzip, und zwar von der ersten Periode von 1925 (Vol.) bis 1932 (Vol.8), der zweiten Periode von 1933 (Vol.9) bis 1937 (Vol.12) und der dritten Periode von 1938 (Vol.13) bis 1942 (Vol.17). Oder anders formuliert: die erste Periode war sozusagen die “Entwicklungsphase” der Wissenschaftlichen Pädagogik in Deutschland, während die zweite Periode der so genannte „Wendepunkt” war; die dritte Periode war hingegen die „Degenerationsphase”, wobei besonders nach 1940 (Vol.15) ein weitgehender Wechsel der Redakteure und die bemerkenswerte Änderung des Inhaltes auffallen.

Im vorliegenden Zusammenhang muss ich die Analyse der konkreten Inhalte der Zeitschrift „Die Erziehung” bedauerlicherweise auslassen. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Zeitschrift „Die Erziehung” das höchste Niveau der deutschen Pädagogik jener Zeit vorweist. Durch die akademische Offenheit und die Vielfalt des Denkens bot die Zeitschrift dem gesamten akademischen Kreis der Pädagogen ein „Forum für die Theoretisie-rung der Bildungsprobleme”, die in der Gesellschaft jener Zeit entstanden waren. Mittels der intensiven Diskussionen war auch eine große Bandbreite für die Integration der theoretischen Ansätze gegeben. Ein Charakteristikum dieser Integration war die „Fachgruppe” der Universität, die als neuer Typ der Wissenschaft Praxis und öffentliche Verantwortung zu verbinden bemüht war. Zusammengefasst kann gesagt werden: die Zeitschrift war ein Versuch, empirische, geschichtliche und philosophische Momente der Erziehungswissenschaft zu integrieren, denen Dilthey, Spranger, Litt, Flitner und andere nachgegangen sind. Als „Forum” für diesen Versuch hat die Zeitschrift „Die Erziehung” eine große Rolle gespielt. Da aber die Themenkomplexe wie „Intention zur Integration” und die „Autonomie der Wissenschaft” eigentlich sehr zeitgenössisch-politische Probleme waren, konnte dieser Versuch in dem drastischen Politisierungsphänomen der Gesellschaft keine Zustimmung in den damaligen akademischen Kreisen hervorrufen. Sie entblößte letztendlich die Tiefe der Zwiespältigkeit.

Auf jeden Fall muss man beachten, dass die Leute, die an der Redaktion der Zeitschrift „Die Erziehung” mitwirkten, sich nicht nur in der Literatur auskannten. Sie pflegten als Hochschullehrer unmittelbare persönliche und kollegiale Kontakte. Wenn man sich daran erinnert, dass diese Zeitschrift „das theoretische Gewissen der Reformbewegung in jener Periode und bis 1942 ein Trost für die Hoffenden war” (F. Blättner), muss man feststellen, dass sie durch die Erweckung der theoretischen Interessen an der Pädagogik zeitlose Dienste in der Geschichte der Theoriebildung geleistet hat, auch wenn deren Ergebnisse besonders nach 1933 eher einen Charakter der Realitätsflucht hatten. Im Mittelpunkt dieses Kreises befanden sich Spranger, Litt, Nohl und Flitner in „Kollegialität und Freundschaft”. Diesbezüglich habe ich in meiner Doktorarbeit „Studie der Wissenschaftlichen Pädagogik in Deutschland” (1974) unter anderem die Entstehungsprozesse des Denkens von W. Flitner aus dem Gesichtspunkt der Theoriegeschichte erörtert und in demselben Jahr 1974 das Buch „Einführung in die Studie der modernen Theoriegeschichte der deutschen Pädagogik – eine Untersuchung der Pädagogik von W. Flitner” veröffentlicht. Die akademische Gesellschaft in Japan hat meiner Arbeit die qualitative Einschätzung zugeordnet, dass sie eine neue Epoche für die Forschung der deutschen Pädagogik eröffnet habe.

Fazit

Für deutsche Kollegen klingt es fast unglaublich, denn was die Spranger-Forschung in Japan angeht, so gibt es in den ca. 70 Jahren von 1921 bis 1993 insgesamt 85 Monographien (inkl. Übersetzungen), 9 Lehrbücher für die Hochschulen und 35 übersetzte Bücher (abgesehen von den zahlreichen Abhandlungen, die im Bulletin der jeweiligen Universitäten veröffentlicht wurden). Was Theodor Litt betrifft, so gibt es in den 75 Jahren von 1920 bis 1996 mehr als 200 Titel an Veröffentlichungen über ihn, einschließlich pädagogischer Schriften, Abhandlungen, Übersetzungen (6 Bücher) und Lexika.
The Japanese Society for the Philosophy of Education ist eine traditionsreiche akademische Gesellschaft mit mehr als 700 Mitgliedern, die im Jahr 2007 das 50. Jubiläum gefeiert hat. In ihrem Organ „Studies in the Philosophy of Education” — in Kürze wird die 100. Jubiläumsnummer herausgegeben — findet man auch viele Beiträge und Analysen über das Werk von Eduard Spran-ger und Theodor Litt. Was für dieses Organ besonders hervorzuheben ist, sei an dieser Stelle angesprochen: Im gesamten Zeitraum der zurückliegenden 100 Jahre gab es bislang lediglich drei Sondernummern im Gedenken an große Pädagogen, wobei auf der ersten Seite das Bild des Verstorbenen wiedergegeben ist. Zwei von den drei Geehrten waren Eduard Spranger (No.10, 1964) und Theodor Litt (No.8, 1963). (Die dritte Person war Eijiro Inatomi, der erste Präsident dieser Gesellschaft (No.33, 1976). Diese Tatsache beweist, wie sehr Spranger und Litt in der pädagogischen Wissenschaft Japans, besonders in der Gesellschaft „The Japanese Society for the Philosophy of Education”, hoch geachtet und verehrt werden — nicht zuletzt wegen ihrer großen Leistungen für die Forschung der „pädagogischen Philosophie”. Über die Trauerausgabe für Theodor Litt habe ich bei einer anderen Gelegenheit bereits berichtet. Im vorliegenden Zusammenhang werde ich daher nur das Inhaltsverzeichnis (contents) der Trauerausgabe für Spranger vorlegen:

• Takeshi Ohura: The History of Research by Japanese before the Pacific War an Educational Theories of the Dilthey School.
• Noboru Murata: Spranger’s Thinking an Political Education.
• Masako Syoji: The Memory of Dr. Eduard Spranger.
• Kazuo Nagai: Dr. Eduard Spranger’s Biography and Bibliography.

Die Forschung über die „Geisteswissenschaftliche Pädagogik”, die in Japan —besonders mit Spranger und Litt im Mittelpunkt — einst in voller Blüte stand, erwies sich für die konkrete Lösung der neuen „Erziehungsprobleme” (oder der „Erziehungspathologie”, wie sie in Japan genannt wurde), die seit den 1980er Jahren im drastischen Wandel der japanischen Gesellschaft als häufig auftretende Probleme zur Entstehung gekommen sind, als nicht geeignet. Die aktuellen Probleme umfassen konkret z.B. „Mobbing (bullying) der Kinder”, „Gewalt der Kinder”, „Zusammenbruch der Klassenzimmer (classroom dis-ruption)” und „Schulverweigerung (school refusal)”. Zu ihrer Bewältigung benötigt man eher eine empirische und problemlösungsorientierte Theorie. Gerade in derartiger Situation kam die „Bildungsreform” unter der Regierungsinitiative im gesamten Japan nir schrittweise voran.

Diese Situation findet in der deutschen Bildungsreform vor der „politischen Wende” eine Entsprechung. Ich verweise auf das Werk „Geisteswissenschaftliche Pädagogik am Ausgang ihrer Epoche” (I. Dahmer/ W. Klafki, 1968) erläutert ist. Auch über diese Frage gibt es in Japan bereits eine Vielzahl an Analysen und Reflexionen. Ich muss auch darauf verweisen, dass die aktuelle Hochschulreform in Japan einen weiteren Schlag gegen die „Geisteswissenschaftliche Pädagogik” geführt hat und dass es gegen die Forschung der „deutschen Pädagogik” zur Beschleunigung ihres Rückgangs eine massive Einlassung gegeben hat. Konkret ist die Festlegung des „Grundprinzips zur Gründung der Hochschule” (1991) darauf hinaus gelaufen, dass der Lehrgang für eine allgemeine Bildung (studium generale) aufgelöst und das Fremdsprachenlernen durch Englisch monopolisiert wurde. Dazu kommt noch die Tendenz zur Globalisierung auch in der „Forschung”, die seit dem Anfang dieses Jahrhunderts kräftig vorangetrieben wird. (Anmerkung: Es sei mir gestattet darauf hinzuweisen, dass man für eine detaillierte Betrachtung dieser Probleme eigentlich eine eigene Abhandlung benötigt.) In dieser Situation möchte ich als japanischer Pädagoge den besonders nachhaltigen Wunsch äußern, dass die Universität Leipzig hier als Vorläufer ein EU-Forschungszentrum für die „geisteswissenschaftliche Forschung” einschließlich der Forschungen zu Theodor Litt und seines ehemaligen Kollegen Hans-Georg Gadamer gründet. Dann werden sicherlich zahlreiche „geisteswissenschaftliche Forscher” — selbstverständlich auch aus den asiatischen Ländern, inklusive aus Japan, aber auch aus Nordamerika und anderen Regionen der Welt — sich an der Universität Leipzig zusammenfmden. Die Universität wird — in diesem Verständnis disponiert — ein Forschungszentrum” der Welt werden. Auf diesen Tag warte ich bereits voller Ungeduld, so dass mir für die Zwischenzeit ein Tag gleichsam wie tausend Jahre vorkommt.

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